Christian Schiebe
Feldzeichnungen
11. 09. - 24. 10. 2020
Mit dieser Zeichnungsserie versuche ich, einen Empfindungsraum zu öffnen. Für mich steht daher nicht ›ein Bild‹ im Vordergrund, sondern ein „Erfahrungmachen“. Bei meinen Zeichnungen spreche ich gerne von Feldbehandlungen. Das Feld ist die begrenzte Papierfläche, die vor mir liegt. Die Zeichnungen berichten von den Wegen, die auf dem Papier zurückgelegt wurden. Manche Spuren wurden verwischt, um andere zu verdeutlichen und um eine Klarheit der zeichnerischen Vorgänge zu bewahren. Sichtbar bleibt „die Linie als Bewegungsaktion“ (Peter Radelfinger). Ich mag die kargen und lichten Zeichnungen, die zögerlichen, linearen Bewegungen. Jede Zeichnung ist auch ein Werkzeug, um damit folgende Zeichnungen herzustellen. Sie sind keine Skizzen, sie bereiten neue Zeichnungen vor. Ich entdecke die gelungeneren Blätter mitunter erst Wochen später in einem Stapel. Deshalb trenne ich das Zeichnen vom Zeichnungen auswählen. Die Blätter im Raum zu zeigen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Arbeit. Dabei werden die Zeichnungen miteinander in Beziehung gesetzt. »Das Bild« entsteht erst im Raum. Die Betrachterinnen und Betrachter können sich zwischen den Linien bewegen, sie ins Blickfeld nehmen oder ihnen ausweichen, sie aus der Nähe entdecken und aus der Ferne begreifen. Ich möchte dem Publikum das Gleiche ermöglichen, was mich selbst im Atelier vorantreibt – eine Erfahrung zu machen.
Christian Schiebe
With this series of drawings I try to open emotional space. What is foremost in my focus hence is not the picture but the making of experience. As to my drawings I prefer to speak of fieldwork, the field being the limited surface of the paper in front of me. The drawings tell the paths that have been covered. Some tracks were smeared in order to clarify others and to secure the transparency of the graphic processes. What remains is "the line as action of movement" (Peter Radelfinger). I like the sparse and light drawings, the hesitant linear movements. Every drawing is also a tool to produce further drawings. They are not sketches, they prepare new drawings. Sometimes I discover successful papers in the pile only weeks later. Therefore I separate the making of drawings from selecting the drawings. To show the papers in space is another important aspect of my work. The spectators can move between the lines, take them into view or evade them, discover them closely and understand them from afar. I would like to enable the public to experiencethe same thing that drives me in my studio- to have an experience.
Christian Schiebe