mehr Salz
Editionen, Bücher, Kataloge
1. Dezember 2005 - 25. März 2006
R. Albrecht, J. Beuys
G. Brecht, R. Filliou
F. Hanfeld, K. Kohl
D. Roth, T. Saito
Stella A., A. Suzuki
N. Suzuki, S. Stuckert
A. Thomkins, Wols u.a.
Als wir vor sechs Jahren den Laden der Edition Stella A. eröffneten, begannen wir mit einer Salzausstellung. Angeregt wurden wir von den Schriften Marcel Duchamps, die 1958 unter dem Titel Marchand du Sel (Salzhändler, englisch: Salt Seller) veröffentlicht wurden. Aber auch das Sonnensalz von George Brecht aus seiner Serie der Mißverständnisse von 1969 spielte eine Rolle. 1999 entdeckten wir die schöne Packung des Stern-Salz, die unserem Namen entgegenkam und die uns so gut gefiel, daß wir uns 100 Exemplare sicherten. Diese wurden, wie sich’s im Kunsthandel gehört, numeriert, gestempelt und signiert und bildeten unsere erste Edition in der neuen Adresse.
Wie jeder weiß, schmeckt auch das schönste Gericht ohne Salz ziemlich fad. Ähnlich verhält es sich mit der Kunst, ohne sie wird das Leben etwas trist. Natürlich kommt es auf die richtige Dosierung an. Wir haben also erneut Schränke und Schubladen geöffnet und Altes und Neues, Ernstes und Heiteres, Einfaches und Schwieriges, Seltenes und Geläufiges, Teures und Preiswertes ans Licht gebracht, fein dosiert untereinander ausgewogen und unter der Überschrift mehr Salz präsentiert.
Etwa die Graphiken und Optimistic Boxes von Robert Filliou, einige Multiples und Editionen von Joseph Beuys, die Water Yam-Box von George Brecht, die Unerhörten Dinge von Roland Albrecht, die Spiele mit Duchamp-Ideen von Michael Behn, die schwarz/weiß Reproduktionen der Werke von Paul Cézanne von Stella A., die gezeichneten Tagebuchhefte von Akio Suzuki, die Sternkarte von Folke Hanfeld, die Bearbeitung der ehemaligen Wandbespannung der Hamburger Kunsthalle von Susann Stuckert, die Erinnerung an das Atmen von Katharina Kohl, die Gemüseabdrücke von Takako Saito, die Reise um die Welt von Nanaé Suzuki, die kolorierten Miniaturen von Blues-Helden der zwanziger- und dreißiger Jahre, die Serie der Film-Stills mit dem Jazz-Pianisten Bud Powell, die Souvenirs de Wols, etwas Vergängliches von Dieter Roth, Rätselhaftes von André Thomkins und diverse ausgewählte Bücher und Ausstellungskataloge von Dada, Duchamp, Fluxus bis in die Gegenwart. Angesichts des aktuellen Booms von neo-realistischer Malerei wirkt diese Kunst eigentümlich unzeitgemäß. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß diese Art von Kunst eigentlich immer unzeitgemäß war. Sie fordert vom Betrachter ein erhöhtes Maß an Mitarbeit und Mitdenken und erfreut eher diejenigen, die an einem solchen Denken Freude finden. Die Kunst bei Stella A. richtet sich an Menschen, wie sie der Oberdada Johannes Baader als Dadaisten bestimmte: Ein Dadaist ist ein Mensch, der das Leben in allen seinen unübersehbaren Gestalten liebt und der weiß und sagt: Nicht allein hier, sondern auch da, da, da ist das Leben.
Dorle Döpping, Michael Behn